Welche Möglichkeiten bietet die Anwendung der "Anti-Baby-Pille" in der Rinderzucht der Tropen und Subtropen?

Gerhard Küthe

Abstract


Der Einsatz der Antibabypille in der Humanmedizin hat über die Wirkung gonadotroper Hormone so viele Erfahrungen erbracht, daß es heute für den Tierzüchter aktuell ist, diese Kenntnisse auch der praktischen Tierzucht zunutze zu machen. Die zur Zeit von den Wissenschaftlern der Veterinärmedizin unternommenen Forschungen auf dem Gebiet der Endokrinologie ermutigten zu dieser theoretischen Untersuchung über die tierzüchterischen und betriebswirtschaftlichen Auswirkungen einer Hormonanwendung in der Rinderzucht der Tropen und Subtropen.
Die Hormonbehandlung hat sich in Europa als erfolgreich zur Behebung von Fruchtbarkeitsstörungen erwiesen. Sie konnte für die Verbesserung primitiver Landrassen durch Einkreuzung europäischer Hochleistungsrassen an Bedeutung gewinnen.
Stillbrünstigkeit bedingt durch hormonale Störungen oder temporärer Futtermangel könnten sich beheben lassen.
Klimatisch bedingter Futtermangel oder Auftreten von Seuchen kann bei vorausbestimmten Abkalbeterminen überbrückt werden.
Die Synchronisation der Brunst erleichtert die Bestimmung des optimalen Besamungszeitpunktes und die Spermabeschaffung. Sie macht unter Umständen erst die künstliche Besamung mit einem befriedigenden Befruchtungserfolg möglich.
Durch die intensive Betreuung der zu behandelnden Tiere steigt der Arbeitsanfall für die tägliche Zufütterung von - mit Hormonen angereichertem - Kraftfutter. Die Mischung dieses Futters, die Beobachtung während der Brunst, die Spermagewinnung und -übertragung erfordern geschultes Personal mit Fachkenntnissen. Kostensenkungen lassen sich durch termingerechte Beschaffung tiefgefrorenen Spermas in größeren Mengen ohne lange Lagerung im Betrieb oder durch Haltung einzelner weniger Vatertiere in klimatisierten Ställen bei Frischspermaverwendung erreichen.
Obgleich die endokrinologischen Forschungen bei den landwirtschaftlichen Nutztieren noch jung sind, ist schon heute für den praktischen Tierzüchter in den Tropen und Subtropen ein interessantes Anwendungsspektrum zu erkennen.

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