Vom Umgang mit der Mutter - Überlegungen zun Verhältnis von Mensch und Natur in den Anden

A. Benzing

Abstract


Über rund 10.000 Jahre haben die andinen Völker eine landwirtschaftliche Zivilisation geschaffen, die fähig war, angemessen auf die meisten Herausforderungen zu reagieren, die eine extrem schwierige Umwelt an sie stellte. Trotz der Zerstörung der politischen (Makro-) Strukturen durch die Kolonialisierung hat ein guter Teil ihrer Traditionen und ihres Wissens bis in die Gegenwart überlebt. Rituale im Zusammenhang mit der "Mutter Erde" spielen auch heute noch eine wichtige Rolle. Deshalb sind verschiedene europäische und andine Autoren der Meinung, daß andine Bauern in Harmonie mit der Natur, und insbesondere mit dem Boden leben. Andererseits ist die Zerstörung der Ökosystem in fast der gesamten Andenregion offensichtlich, wobei die Bodenerosion das herausragende Problem darstellt. Der Autor argumentiert, daß indigene Völker, die sehr direkt von der Produktivität der Natur abhängen, die Natur nicht als Wert an sich erkennen können. Nur eine produktive Landschaft ist aus ihrer Sicht "schön". Ökologisch angepaBte landwirtschaftliche Techniken wurden dank eines langen Prozesses von trial and error entwickelt. Wären sie das Ergebnis einer ethischen Grundhaltung gegenüber der Natur, dann würden die Bauern auch ökologisch tragbare Antworten auf die sich verändernden Bedingungen finden, oder zumindest suchen. Das ist offensichtlich nicht in genügendem Ausmaß der Fall. Es wird argumentiert, daß "Mutter Erde" nicht der eigentliche Boden ist, sondern eine Göttin, die dem Boden seine Fruchtbarkeit verleiht. Die Gunst dieser Göttin kann durch Rituale erlangt werden, nicht durch konkrete Erosionsschutz-Maßnahmen. Für die Förderung nachhaltiger Wirtschaftsformen genügen ökologische oder historische Argumente nicht. Nur direkte wirtschaftliche Vorteile solcher Techniken können die Bauern überzeugen.

Keywords


mother earth, erosion, traditional farmers' conception, Andes.

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