Prioritäten in Forschung und Entwicklung von Weidewirtschaft und Futterbau in den Tropen und Subtropen

Samuel C. Jutzi

Abstract


Futterbauforschung und -entwicklung für gemischt-kleinbäuerliche, hauptsächlich subsistenz-orientierte Produktionssysteme in den Tropen und Subtropen hat davon auszugehen, daß direkte Einkommensschaffung durch Fleisch- und Milchverkäufe nur einer unter vielen, oft wichtigeren, Gründen für die Haltung von Vieh auf dem Betrieb ist. Dies hat zunächst zur Folge, daß in der Tierfütterung das Hauptgewicht eher auf Erhaltung als auf Produktion liegt. Zudem diktiert die allgemeine Ressourcenknappheit in diesen Systemen den Gebrauch von Ernterückständen und anderen minderwertigen Futtermitteln in der Tierfütterung. Dadurch entstehen Synergien zwischen Wiederkäuer und Ackerbau im gemischten Betrieb, die als Grundlage für Produktivitätszuwachs in beiden Produktionsbereichen Viehhaltung und Ackerbau zu dienen haben. Verschärfter Wettbewerb um Land zwischen diesen Bereichen ist deshalb zunächst zu vermeiden, es sei denn, attraktive Produktemärkte würden eine spezialisierte Viehproduktion rechtfertigen.
Die Möglichkeiten, Qualitätsfutterelemente in ackerbauliche Produktionssysteme ZU integrieren, ohne dabei den Ackerbau zu beeinträchtigen, sondern ihn im Gegenteil ZU fördern, sind bei weitem nicht ausgeschöpft. Die Futterbauforschung konzentriert sich mit Vorteil auf die dafür dienliche Leguminosen-Technologie im breitesten Sinn. Zur optimalen Umsetzung dieser Qualitätselemente in der Tierproduktion im Sinn der strategischen Ergänzung vorhandener Futtermittel ist eine enge Verbindung zwischen Futterbauforschung, Pflanzenzüchtung und Tierernährungswissenschaft erforderlich. Eine Literaturstudie zur Entwicklung der Forschungsprioritäten in den Bereichen Weidewirtschaft und Futterbau in sechs Ländern des südlichen Afrika wurde herangezogen, um zu prüfen, inwiefern der vorgeschlagene Rahmen zur Prioritätensetzung sich in einer Region mit beträchtlicher Tradition im Bereich der Futterbau- und Weideforschung wiederfindet. Die Fallstudie belegte einerseits, daß historisch das Schwergewicht der Arbeiten lag auf Ökologien hohen Potentials, auf der Zielgruppe großflächige, kommerzielle Betriebe, auf der Futterbereitstellung für das Rind und auf Gräsern sowie auf weidewirtschaftlichen Techniken, Stickstoffdüngung, Lebendgewichtszunahme im Tier (also Fleischproduktion) und einfachen Produktionsroutinen (also Reinbestände); andererseits verlagerten sich die Arbeiten nach der Unabhängigkeit entschieden auf die Zielgruppe kleine Bauern, auf integrierte ackerbaulich-viehwirtschaftliche Produktion unter gleichzeitiger Diskussion des Systemzusammenhangs von technischen Lösungen, auf vermehrte Arbeit mit Klein Wiederkäuern, sowie auf deutlich vermehrte Arbeit mit Weide- und Baumleguminosen, biologische N-Fixierung und auf Schnitt- gegenüber Weidenutzung, wobei allerdings der Vorrang von Fütterung für Fleischerzeugung gegenüber der Milchproduktion sowie von ökologisch bevorzugten Regionen beibehalten wurde. Es wird damit geschlossen, daß ein wesentlicher Teil der diskutierten Thesen zur Prioritätensetzung sich in den nationalen Forschungs- Programmen der untersuchten Region wiederfindet.

Full Text:

PDF

Refbacks

  • There are currently no refbacks.