Nahrungsmittelhilfe - ein Faß ohne Boden?

Peter Wolff

Abstract


Der Vorsitzende der Nord-Süd-Kommission, Willy Brandt, hat in jüngster Zeit wiederholt an die Staatsoberhäupter und Regierungen appelliert, einem Welternährungsprogramm absoluten Vorrang einzuräumen. 1981 auf der Zentralveranstaltung zum Welternährungstag in Rom, der von der FAO ausgerufen worden war, forderte Brandt von den Industriestaaten, ihren Reichtum mit den Entwicklungsländern zu teilen. "Solange wir die Vorräte der Welt nicht teilen", sagte er, "wird es keine Gerechtigkeit geben. Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden und ohne Frieden ist Freiheit in der Welt nicht möglich."
Auf ihrer jüngsten Sitzung in Kuwait verlangte die Nord-Süd-Kommission ein Sofortprogramm der Industrienationen für die Dritte Welt und stellte folgende Forderungen auf: Sondermaßnahmen zur Versorgung der ärmsten Länder mit Nahrungsmitteln, Maßnahmen zur Lösung der dringlichsten Fälle von Auslandsverschuldung und Milderung von Liquiditätsnöten in der Dritten Welt sowie Hilfsmaßnahme für Länder, die besonders betroffen sind durch hohe Energiekosten.
Zumindest mit ihrer ersten Forderung unterstützt die Nord-Süd-Kommission damit die Vorstellungen des FAO-Generalsekretärs nach einer drastischen Erhöhung der Nahrungsmittelhilfe durch die westlichen Industrieländer. Die FAO fordert bis 1985 eine Erhöhung der Getreidelieferungen von gegenwärtig ca. 10 Mio. t/Jahr auf 17,0- 18,5 Mio. t/Jahr. Zusätzlich werden gefordert: 300 000 t Molkereiprodukte und 350 000 t Pflanzenöl. Angesichts des dramatischen Bevölkerungswachstums, insbesondere in den ärmsten Ländern der Dritten Welt, ist zu erwarten, daß diese Forderungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mehr und mehr nach oben geschraubt werden. Ein Ende dieser Schraube ist zumindest gegenwärtig nicht abzusehen. Wird die Nahrungsmittelhilfe damit zu einem Faß ohne Boden?

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