Entwicklungsvorhaben Wadi el-Natrun, Ägypten: 20 Jahre danach

Peter Wolff, Heinz Bliss

Abstract


Hetzel (6) hat 1961 ausführlich in der Zeitschrift "Die Erde" über das Entwicklungsvorhaben Wadi el-Natrun berichtet. Zwanzig Jahre nach Hetzel, der das Wadi 1959 besuchte, nahmen die Autoren die Gelegenheit eines Aufenthaltes im Wadi wahr, die verschiedenen Einrichtungen des Entwicklungsvorhabens aufzusuchen. Der vorliegende Bericht dieses Besuches zeigt, daß das Vorhaben von der ursprünglichen Zielsetzung her als gescheitert angesehen werden muß. Der überwiegende Teil des erschlossenen Landes wurde 1979 nicht mehr oder aber nur extensiv bewirtschaftet. Große Teile des entwickelten Landes sind durch private Investoren in jüngster Zeit, offensichtlich aus spekulativen Gründen, aufgekauft worden. Die neuen Eigentümer zeigten z.Zt. des Besuches kein groBes Interesse an der Bewirtschaftung und Entwicklung der erschlossenen Flächen. Auch im industriellen Bereich des Projektes ist es in den letzten zwanzig Jahren zu erheblichen Rückschlägen gekommen. Drei der sechs Produktionszweige haben ihre Arbeit eingestellt, neue sind nicht hinzugekommen. Die Arbeitsplatzsituation war 1979 mehr als prekär.
Neue Aspekte der Entwicklung des Wadi el-Natrun können sich durchaus aus dem Städtebauvorhaben Sadat-City, an der nordöstlichen Grenze des Wadi ergeben.
Generell stellt sich die Frage, ob die umfangreichen Neulanderschließungsmaßnahmen außerhalb des Niltales, wirklich erforderlich waren bzw. gegenwärtig schon erforderlich sind, oder ob es nicht ökonomisch und entwicklungspolitisch vorerst noch immer sinnvoller ist, die Agrarproduktion im Niltal und in den angrenzenden Gebieten weiter zu intensivieren. Die "Entwicklung" des Vorhabens Wadi el-Natrun bis zum Jahre 1979 spricht nicht für eine Extension des ägyptischen Agrarraumes außerhalb des Niltales.

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